Bereits Wochen im Vorraus hatten wir per Post erfahren, dass das Motto des diesjährigen Grundkurses “Radio Grundkurs 201.5 FM” sein sollte. So machten wir (LemaYe, Alex und ich – Capara) uns am 3. April früh morgens mit dem Zug auf nach Jettenbach, irgendwo in Bayern. Das Gepäck für 7 Tage trugen wir auf dem Rücken, in den Händen zwei Gitarren und eine Ukulele – das Motto schien viel Musik zu versprechen. Je länger wir fuhren, desto mehr Pfadfinder stießen aus Baden-Württemberg, Bayern und dem Saarland zu uns. Und alle hatten das selbe Ziel: den Obermeierhof, auf dem unser Kurs stattfinden sollte.
Am Zielbahnhof empfing die rund 50 Teilnehmer schließlich das hochmotivierte Kursteam mit einer einstudierten Choreographie zum “Mambo No.5”. Diese sollten wir im Laufe des Kurses noch tanzen und lieben lernen. Die Teamer waren außerdem im Stil verschiedenster Musikrichtungen gekleidet, darunter Reggae, Rock n‘ Roll oder Hip-Hop.
Nach einem kurzen Fußmarsch zum O-Hof begann die Einleitung, bei der sich jeder spielerisch eine Hörspielkassette erarbeitete. Auf jeder dieser Kassetten war eines von fünf Liedern aufgespielt, das aus den verschiedenen Musikrichtungen stammte, in denen die Teamer sich kleideten. Nacheinander wurden die Lieder schließlich abgespielt, und wer sein Lied hörte, stand auf und tanzte: so wurden wir in Gruppen von etwa 8 Leuten eingeteilt. Diese Gruppen stellten gleichzeitig unsere Zimmergenossen dar. Wir hatten im Laufe des Kurses immer wieder gemeinsame freie Rundenzeit, in der wir musizierten, entspannten oder Spiele spielten, und fuhren später außerdem auf Kundschaft. Durch Kennenlernspiele in der großen Gruppe und eingeteilt auf die Kurseinheiten, die jeder besuchte (zB Stammesführungen oder Meutenführung) wurden wir alle schnell miteinander vertraut. So begann der Grundkurs.
Von nun an stand jeder Tag unter einem bestimmten musikalischen Motto, das die Teamer in der Morgenrunde und durch ihre Verkleidung ankündigten. Außerdem wurde der gesamte Kurs jeden Morgen lautstark mit entsprechender Musik aus einem Ghettoblaster geweckt. Die folgenden Tage verbrachten wir nun überwiegend in den abwechslungsreichen Einheiten unserer Stufen, lernten uns besser kennen, und schlossen bald zahlreiche neue Freundschaften. Zum Essen ( das Küchenteam übertraf sich von Mahlzeit zu Mahlzeit selbst!) und in den gemeinsamen Pausen traf sich dann der gesamte Grundkurs wieder. Damit unsere Einheiten nicht zu theoretisch und einseitig würden, unternahmen wir immer wieder gemeinsame Aktivitäten. Einmal unternahmen wir eine riesige Schnitzeljagd im gesamten O-Hof, oder ein Nachtgeländespiel im nahegelegenen Wald.
Am Ende der langen, anstrengenden Tage, bewiesen laute Gesänge aus der Kellerbar, Gitarrenklänge aus der Radio Concert Hall (der Mensa), oder Gequatsche mit vollem Mund aus der Küche, dass Müdigkeit uns dennoch nichts anhaben konnte. Vor allem in der Küche war nachts stets reges Treiben um den großen Nachtkühlschrank, an dem wir uns ohne falsche Scheu an den übriggebliebenen Leckereien des Tages bedienen konnten.
Am dritten Kurstag packten wir wieder unsere Rucksäcke und machten uns in unseren Runden auf zur Kundschaft. Ausgerüstet mit Karte, Kompass, Notfallgeld und einer Einwegkamera wurden die Gruppen in verschiedenen Richtungen losgeschickt, so dass wir einander nicht begegnen würden. Außerdem konnten wir nur so so viele verschiedene Eindrücke wie möglich wieder zurück zum O-Hof bringen. Zu den Abenteuern der anderen kann ich wenig sagen, doch meine Runde fand schon nach wenigen Stunden einen traumhaften Schlafplatz. Auf einem wunderschönen, großen Bauernhof wurde uns die Gartenhütte zur Übernachtung bereitgestellt! Als Gegenleistung halfen wir dem Bauern zum Sonnenaufgang am nächsten Morgen dabei, seine Kühe auf die Weide zu treiben. Zurück am O-Hof trugen alle Runden auf kreative Weise ihre Erlebnisse auf den Kundschaften vor. Alle waren sich einig: So ein Abenteuer schweißt zusammen!
Mit dem Unterschied, dass wir uns nun fühlten, als kannten wir uns alle bereits seit Monaten und nicht erst wenigen Tagen, nahmen die letzten Tage des Grundkurses ihren Lauf. Das große Highlight des Kurses sollte der letzte Abend werden. Den ganzen Nachmittag wurden Vorbereitungen für den “Bunten Abend” getroffen, der allein von den Teilnehmern organisiert wurde. Gemeinsam dekorierten wir die große Scheune, stellten eine Bar auf, richteten eine kuschlige “Love Area” mit Kissen und Matratzen ein, und bastelten sogar eine Diskokugel aus Alufolie, um die festliche Atmosphäre einzufangen.
Das Küchenteam, das schon Tage zuvor auf Hochtouren lief, überzeugte uns dann nochmals von seinen gigantischen Kochkünsten. An einem atemberaubenden Buffet, das über 30 verschiedene Vor-, Haupt- und Nachspeisen bot, schlugen wir uns die Bäuche voll. Darunter Klassiker wie das Roastbeef im Cognacpfefferrahm oder Rouladen, aber auch gewagtes wie Gorgonzolacreme mit pochierten Birnen auf Pumpernickel.
Nach dem überwältigenden Essen gingen wir zur eigentlichen Hauptattraktion des Abends über: dem von uns vorbereiteten Programm! Neben einer Rap-Vorstellung des Teams und amüsantem Improtheater, wurde außerdem die “Goldene Schallplatte” verliehen, eine Auszeichnung, die einigen Teilnehmern passend zum Motto eingefallen war. So wurde unter anderem die beste Rundenpräsentation, der größte Zuspätkommer und das beste Team ausgezeichnet. Auch nach Programmende wurde der letzte Abend noch in vollen Zügen genossen und dauerte bis in die frühen Morgenstunden an.
Der Abschied am nächsten Morgen wurde emotional und tränenreich. Alte Freundschaften waren aufgefrischt und zahlreiche neue entstanden. Eigentlich war ich mit der Erwartung zum Kurs gefahren, etwas über die Arbeit in der Stammesführung und im Stamm zu lernen. Doch schon nach wenigen Tagen war mir klar, dass ich aus dieser Woche sehr viel mehr für mich mitnehmen würde, als erwartet. Jetzt, wo es vorbei ist, weiß ich, dass ich nicht nur für die Arbeit in der Stammesführung gelernt habe, sondern ich in den sieben Tagen auch an mir selbst gewachsen bin.
Am Bahnhof München wurden die letzten Abschiedsworte gewechselt, ehe wir uns wieder in alle Richtungen zerstreuten, aus denen wir gekommen waren. Eine kleine Aufmunterung blieb auch den traurigsten: Schon in fünf Wochen würden wir uns alle am Kursteil 2 wiedersehen!
Capara